Matthias Horx
Zukunft wagen
Über
den klugen Umgang mit dem Unvorhersehbaren
Verlag
DVA, München 2013
ISBN:978-3-421-04444-0
Zwar
ist Zukunft etwas, was uns in jedem Augenblick unseres Lebens begegnet und doch
habe wir Menschen ritualisierte Zeiten, an denen wir uns mit besonderem
Interesse mit dem befassen, was verborgen vor uns liegt. Der Jahreswechsel ist
so eine Zeit. Dazu passend hat der bekannte Trendforscher Matthias Horx ein
neues Buch geschrieben.
Es
liest sich gut, wie bereits seine bisherigen Werke. Doch neu ist, dass er nun keine
neuen Trends herausarbeitet, sondern die Person und ihr Umgang mit dem
Unvorhergesehenen im Mittelpunkt stehen. Ich vermute genau das ist der Trend:
wir haben einen enormen Zuwachs an individueller Selbstverantwortung und
Entscheidungsnotwendigkeit. Aus unserem Leben das Beste zu machen, ist eine
tägliche Herausforderung geworden. Die Weichen sind nicht für Jahre oder gar
Jahrzehnte in die gleiche Richtung gestellt: Berufe, familiäre Bindungen all
das ist instabiler geworden und erfordert daher individuell flexibler reagieren
zu können. Oder erscheint es uns nur so? Die individuelle Wahl der Erfahrung
erhöht sich ständig. Das kann als Freiheit erlebt werde, oder als ständige Verunsicherung,
Bedrohung, bis hin zur Angst. Beides ist abhängig vom „klugen Umgang mit dem
Unbekannten“.
Horx
schildert diese Thematik in mehreren Kapiteln. Er lässt uns als LerserInnen
Einblick nehmen, wie sich Zukunft in seiner eigenen Vita entfaltete und wie wir
sie als Vergangenheit in unsere Lebensgeschichte einbauen. Folgen Sie seinen
Spuren, das Lesen lohnt.
Er
untersucht und diskutiert Antriebsmechanismen für persönliche uns
gesellschaftliche Wirksamkeit: Utopien, Unser Blick auf realen Wohlstand und
der Wahrnehmung von deren baldigem Ende, die Faszination der Apokalypse um
einige zu nennen. Er stellt das Spannungsfeld zwischen Effizienz und Effektivität
(S.108) dar und motiviert sich auf diese neue Ebene der Vernetzung zu wagen,
die sich in der Effektivität verbirgt. Das Denken und vor allem das Leben und
Erleben muss sich dafür aus dem Modus der Linearität und Zielgerichtetheit zu
einer weiteren Perspektive öffnen: der Wahrnehmung von Kreislaufsystemen und
der gegenseitigen Abhängigkeit von Personen und Ressourcen. Das
Zielerreichungsmuster der Effektivität ist daher eine Intelligente Vernetzung. Gemeint
sind die mittel- und langfristigen Konsequenzen, die sich bei einem zu engen
Horizont zeitlicher und räumlicher Wahrnehmung, nicht unmittelbar erschließen.
Ebenso
plädiert er auf der Ebene der zwischenmenschlichen Beziehungen dafür, sich der gegenseitigen Abhängigkeiten
(S.161) bewusst zu werden, um sie gestalten zu können. Sein Ziel geht immer
wieder dahin eine größere Komplexität möglich und lebbar zu machen. Diese
können wir durch eine Zunahme von Vertrauen in eine gelebte gegenseitige
Verbindlichkeit erfahren.
Die
Resilienz war
ein Zukunftswort, das sich in den letzten Jahren immer mehr als ein zentrales
zu entwickelndes Lebensprinzip zeigt. Aus der Werkstoff Technik kommend, hat Resilienz
in das Gesundheitswesen und in die innerpsychische Stabilität, z.B. gegen
belastende Umweltfaktoren, bereits Einzug gehalten. Zentrale Eigenschaften der Resilienz
können als wirksame Faktoren auch in Unternehmen für Zukunftsfähigkeit sorgen.
(S.238). Komplexe vernetzte System brauchen Akteure, die selbst flexibel sein
können, die mit Präsenz und Achtsamkeit auf die sich ständig wandelnden und
verändern Innen- und Außenbedingungen antworten können. Das bedarf Menschen,
denen das Neue nicht Angst macht und die zugleich das Bewährte nicht unüberlegt
einer Idee des Neuen opfern. Das Thema ist die Mischung von Stabilität und
Störungsfähigkeit eines Systems.
Wir
als Menschen und die Welt um uns herum, die materielle, die soziale, die geistige,
ist in einem ständigen Wandel. Um diesen Wandel zu Erleben und nicht nur zu
Erdulden, bedarf es Vertrauen in den Lebensfluss. Die Lektüre nährt durch
Einsichten, Erkenntnisse und Fakten und lässt so das Vertrauen die Komplexität
des Lebens auch 2014 bewältigen zu können, wachsen.