Sonntag, 29. Dezember 2013

Rezension Matthias Horx: Zukunft wagen.Über den klugen Umgang mit dem Unvorhersehbaren


Rezension

Matthias Horx

Zukunft wagen

Über den klugen Umgang mit dem Unvorhersehbaren

 

Verlag DVA, München 2013

ISBN:978-3-421-04444-0
 
Zwar ist Zukunft etwas, was uns in jedem Augenblick unseres Lebens begegnet und doch habe wir Menschen ritualisierte Zeiten, an denen wir uns mit besonderem Interesse mit dem befassen, was verborgen vor uns liegt. Der Jahreswechsel ist so eine Zeit. Dazu passend hat der bekannte Trendforscher Matthias Horx ein neues Buch geschrieben.
Es liest sich gut, wie bereits seine bisherigen Werke. Doch neu ist, dass er nun keine neuen Trends herausarbeitet, sondern die Person und ihr Umgang mit dem Unvorhergesehenen im Mittelpunkt stehen. Ich vermute genau das ist der Trend: wir haben einen enormen Zuwachs an individueller Selbstverantwortung und Entscheidungsnotwendigkeit. Aus unserem Leben das Beste zu machen, ist eine tägliche Herausforderung geworden. Die Weichen sind nicht für Jahre oder gar Jahrzehnte in die gleiche Richtung gestellt: Berufe, familiäre Bindungen all das ist instabiler geworden und erfordert daher individuell flexibler reagieren zu können. Oder erscheint es uns nur so? Die individuelle Wahl der Erfahrung erhöht sich ständig. Das kann als Freiheit erlebt werde, oder als ständige Verunsicherung, Bedrohung, bis hin zur Angst. Beides ist abhängig vom „klugen Umgang mit dem Unbekannten“.
Horx schildert diese Thematik in mehreren Kapiteln. Er lässt uns als LerserInnen Einblick nehmen, wie sich Zukunft in seiner eigenen Vita entfaltete und wie wir sie als Vergangenheit in unsere Lebensgeschichte einbauen. Folgen Sie seinen Spuren, das Lesen lohnt.
Er untersucht und diskutiert Antriebsmechanismen für persönliche uns gesellschaftliche Wirksamkeit: Utopien, Unser Blick auf realen Wohlstand und der Wahrnehmung von deren baldigem Ende, die Faszination der Apokalypse um einige zu nennen. Er stellt das Spannungsfeld zwischen Effizienz und Effektivität (S.108) dar und motiviert sich auf diese neue Ebene der Vernetzung zu wagen, die sich in der Effektivität verbirgt. Das Denken und vor allem das Leben und Erleben muss sich dafür aus dem Modus der Linearität und Zielgerichtetheit zu einer weiteren Perspektive öffnen: der Wahrnehmung von Kreislaufsystemen und der gegenseitigen Abhängigkeit von Personen und Ressourcen. Das Zielerreichungsmuster der Effektivität ist daher eine Intelligente Vernetzung. Gemeint sind die mittel- und langfristigen Konsequenzen, die sich bei einem zu engen Horizont zeitlicher und räumlicher Wahrnehmung, nicht unmittelbar erschließen.
Ebenso plädiert er auf der Ebene der zwischenmenschlichen Beziehungen dafür, sich der gegenseitigen Abhängigkeiten (S.161) bewusst zu werden, um sie gestalten zu können. Sein Ziel geht immer wieder dahin eine größere Komplexität möglich und lebbar zu machen. Diese können wir durch eine Zunahme von Vertrauen in eine gelebte gegenseitige Verbindlichkeit erfahren.
Die Resilienz war ein Zukunftswort, das sich in den letzten Jahren immer mehr als ein zentrales zu entwickelndes Lebensprinzip zeigt. Aus der Werkstoff Technik kommend, hat Resilienz in das Gesundheitswesen und in die innerpsychische Stabilität, z.B. gegen belastende Umweltfaktoren, bereits Einzug gehalten. Zentrale Eigenschaften der Resilienz können als wirksame Faktoren auch in Unternehmen für Zukunftsfähigkeit sorgen. (S.238). Komplexe vernetzte System brauchen Akteure, die selbst flexibel sein können, die mit Präsenz und Achtsamkeit auf die sich ständig wandelnden und verändern Innen- und Außenbedingungen antworten können. Das bedarf Menschen, denen das Neue nicht Angst macht und die zugleich das Bewährte nicht unüberlegt einer Idee des Neuen opfern. Das Thema ist die Mischung von Stabilität und Störungsfähigkeit eines Systems.
Wir als Menschen und die Welt um uns herum, die materielle, die soziale, die geistige, ist in einem ständigen Wandel. Um diesen Wandel zu Erleben und nicht nur zu Erdulden, bedarf es Vertrauen in den Lebensfluss. Die Lektüre nährt durch Einsichten, Erkenntnisse und Fakten und lässt so das Vertrauen die Komplexität des Lebens auch 2014 bewältigen zu können, wachsen.

Samstag, 28. Dezember 2013

Rezension Roy F. Baumeister,Vom Bösen.Warum es menschliche Grausamkeit gibt


Rezension

Roy F. Baumeister

Vom Bösen

Warum es menschliche Grausamkeit gibt

 

Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern 2013

ISBN:978-3-456-85233-1

 
Welch ein Titel: Vom Bösen. Dazu hat es noch ein schwarzes Buchcover. Wieso interessiert mich dieses Buch? Auf dem Klappentext finde ich eine Antwort. Es beschreibt eine Innenansicht von Gewalt und Grausamkeit. Fragen werden gestellt: Was motiviert Menschen dazu, grausam und gewalttätig zu sein? Wie können die Täter dies mit ihrem Selbstbild als menschliche Wesen vereinbaren? Eine weitere Antwort ist der Autor. Roy F Baumeister ist ein Sozialpsychologe, der sich als Wissenschaftler diesen Fragen stellt.
Wieso interessiert mich das Thema im Kontext von Frauen und Karriere? Für mich ist die Assoziationskette: Karriere, Führung, Macht, der verantwortungsvolle Umgang mit Machtfülle und dazu gibt es einen Gegenpol: Machtmissbrauch, Gewalt und damit bin ich beim Thema des Buches gelandet.
Gerade weil der Umgang mit Macht für viele Frauen Neuland darstellt, finde ich es so zentral deren Schattenaspekte, deren Gefahrenzonen gut zu kennen.
Das Buch unter diesen Aspekten zu lesen lohnt sehr. Es ist sehr gut lesbar geschrieben, ohne dadurch seine profunde wissenschaftliche Fundierung zu verlieren. Die Beispiele sind nachvollziehbar. Vor allem besticht, wie differenziert der Autor an das Thema herangeht und vor allem wie sensibel. Baumann ist nicht moralisierend, er will verstehen. Dabei verliert er nie die Sicht auf das Leiden der Opfer aus dem Blick. Sein Anliegen ist es jedoch die Antriebsmechanismen zu verstehen, die Menschen zu bösen Handlungen veranlassen.
Baumeister setzt sich dabei mit bisherigen Forschungsergebnissen ebenso differenziert auseinander, wie mit gesellschaftlichen Mythen vom Bösen.
Er schildert sehr bedrückend, wie wenig Wahrnehmung der Täter für die Konsequenzen bei seinen Opfern hat. Diese komplexen psychischen Mechanismen beschreibt er sehr nachvollziehbar (Teil1).
Er arbeitet (in Teil 2)vier zentrale Wurzeln des Bösen heraus:
    -      Habgier, Wollust, Ehrgeiz: Das Böse als Mittel zum Zweck

-      Egotismus (Egoismus) und Rache

-      Wahre Gläubige und Idealisten

-      Kann das Böse Spaß machen? Die Freude anderen weh zu tun

Für die mich interessierenden Fragen fand ich viele Anregungen und Antworten.
Bereits in dem ersten der vier Hauptkapitel wird an vielen anschaulichen Beispielen deutlich, dass der Ehrgeiz oder der ausschließliche Focus auf die eigenen Interessen die Gefahr in Hülle und Fülle birgt, Anderen gegenüber schädigendes Verhalten anzuwenden. Es ist nicht der Mensch der in seinem Handeln böse ist, sondern diese Schädigungen werden in Kauf genommen, um sehr pragmatisch und zielgerichtet eigene Interessen zu verfolgen. Es erscheint effizienter so vorzugehen. Das trifft vor allem dann zu, wenn längerfristige soziale Konsequenzen und Rückkoppelungs-schleifen nicht mit bedacht werden. Der soziale Bezug und die Wahrnehmung des Anderen als fühlender Mensch werden zugunsten der eigenen Ziele dabei völlig ausgeblendet.

Im Themafeld von Egoismus ist die Bedrohung des eigenen Selbstwertes von Bedeutung. Der Autor arbeitet mit dem englischen Begriff des Egotismus und definiert diese Eigenschaft so: die Einstellung, sehr gut über sich zu denken (s.159). Wird als hoch eingestufte Selbstbild von anderen nicht geteilt und in Frage gestellt, löst es Wut und den Wunsch nach Rache aus. Das allerdings nur dann, wenn das Selbstwertgefühl nicht innerlich stabil und zugleich flexibel ist. (Eine Flexibilität zeigt sich darin einem Anderen eine andere Sicht von sich selbst zuzugestehen, ohne in Selbstzweifel zu geraten).
Für Frauen sind hier zwei Themen von besonderem Interesse:
-      So zentral es ist, den eigenen Selbstwert zu steigern (denn der Selbstwert von  Frauen liegt statistisch noch immer unter dem von Männern) so wesentlich ist es dabei zugleich, die Flexibilität mit zu entwickeln. Das offen sein für unterschiedliche Siegelungen von außen und zugleich im Kern von sich selbst positiv überzeugt zu sein ist hier die Aufgabe.
-      Besonders angreifbar ist der Selbstwert durch das Thema Neid. Hier ist das Thema „Zickenkrieg“ indirekt angesprochen. Neid als inneren Ansporn zu erleben führt nicht zu (indirekter) Gewalt. Erst wenn sich Neid mit dem Gefühl der Handlungsunfähigkeit verbindet wird aus dem inneren Schmerz eine Quelle der Gewaltausübung. Von Baumann wird vor allem der Aspekt der erlebten Ungerechtigkeit hervorgehoben (s.171/172).
Das Buch von Roy. F. Baumeister ist eine sehr gelungene Studie über die seelischen Abgründe des Menschen. Das Original ist bereits 1997 erschienen. Dennoch haben seine Analysen nichts an Aktualität eingebüßt. Diese inneren Abgründe zu kennen kann hoffentlich helfen, sich nicht aus blindem Eigennutz zu bösen Taten hinreißen zu lassen. Damit dies möglich ist, bedarf es der Entwicklung von Selbstkontrolle und Selbstdisziplin. Dies sind psychische Kontrollmechanismen, die der Pflege bedürfen. Sie sind nicht einfach da. Sie brauchen eine ständige achtsame Präsenz um zu wirken. Vor allem braucht es ein Mitwachsen mit den Anforderungen im der realen Umgebung. Je mehr an Verantwortung wir übernehmen, umso mehr brauchen wir an Fähigkeiten, die damit verbunden schwierigen Gefühle regulieren zu können. Je mehr Verantwortung umso wichtige ist es auch, sich immer wieder für die Hinterfragung durch Andere zu öffnen und sensibel für Kritik und Selbstüberprüfung zu bleiben.
 

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Rezension, Brené Brown: Verletzlichkeit macht stark


Rezension


Brené Brown
Verletzlichkeit macht stark


Wie wir unsere Schutzmechanismen
aufgeben und innerlich reich werden


Verlag Kailash, München 2013

ISBN:978-3-424-63079-4

 

Die Autorin ist eine Pionierin in der US-Amerikanischen Forschung über Verletzlichkeit, Scham und Authentizität. Das Werk gibt, anschaulich geschrieben, die Ergebnisse ihrer qualitativen Studien wieder. Es ist spannend zu lesen, voller alltäglicher Beispiele und erzeugt daher einen Erkenntnisgewinn. Dennoch ist es kein Ratgeber. Vielmehr schafft es die Autorin einen Einblick in die Schutzmechanismen zu geben, die wir im Laufe unseres Erwachsenwerdens entwickeln. Zugleich möchte sie uns motivieren und ermutigen, diese aufzulösen. Denn nur, indem wir uns für andere Menschen und dem Erleben von Nähe öffnen, können wir vollumfänglich fühlen, präsent sein, genießen. Nur so finden wir Zugang zu unserer Freude, Kraft und Kreativität. 

Was daran hindert, sich verletzlich zu zeigen, ist das Gefühl von Scham. Diese ist vor allem mit dem Empfinden von „ausgeschlossen sein“ und dem Gefühl, „es nicht wert zu sein, in einer Gemeinschaft dazu zu gehören“ verbunden. Damit geht der Druck einher, sich an die Normen der Gemeinschaft anzupassen. „So machen wir das hier“, nennt sie die Kultur (s.209), die sich als gesellschaftliche, familiäre, oder Unternehmenskultur zeigen kann. 

Es geht bei diesen Themen darum, den Mut zu entwickeln, zu dem zu stehen, wie wir sind. Nur so erleben wir das Gefühl von Zugehörigkeit, das sich nicht an unserer Leistung festmacht, sondern an dem eigenen Wesen. Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und Empathie sind wichtige Werkzeuge für diesen Weg der Selbstkultivierung. Durch den Mut zur Offenheit uns selbst gegenüber finden wir die Fülle und den Reichtum, der in unserem Potential angelegt ist. Durch das Vertrauen zu anderen Menschen lassen wir sie an unserm Inneren teilhaben und schenken das tiefste an Begegnung, zu dem wir fähig sind.

Ich habe das Buch mit viel Interesse, jedoch auch Nachdenklichkeit gelesen. Wie gerne würde ich Ihnen den Mut vermitteln, wie es die Autorin tut. Ich kann es jedoch nur mit einem Hinweis auf die konkrete Lebensrealität in der sie Leben und Arbeiten. Gerade, weil es mir selbst ein großes Anliegen ist und ich es sehr genieße diese Verletzlichkeit in meinem Leben zu praktizieren, bin ich mir zugleich sehr bewusst: ich lebe in einer Gesellschaft, in der z.B. Blogger nicht in Gefahr sind, in der die freie Meinungsäußerung geschützt ist und in der auch mehr und mehr ein respektvoller Umgang innerhalb der beruflichen Welt gelebt wird. Ich weiß, dass es nicht nur die Arbeit an mir und den persönlichen Mut braucht, um Verletzlichkeit zu leben; es bedarf auch eines flexiblen und situationsadäquaten, selbstgesteuerten Selbstschutzes.

 

 

Rezension, Catharina Bruns: Work is not a Job


 
 
Rezension
                                                                                        
Catharina Bruns
Work is not a Job

Was Arbeit ist, entscheidest Du!
 

Verlag Campus, Frankfurt 2013

ISBN:978-3-593-39998-0

 
Die Autorin ist eine begeisterte Selbständige, die diese Erfahrungen anderen schmackhaft macht. Es ist ein kreatives und sinnliches Buch, mit viel Humor, abwechslungsreich geschrieben und illustriert. Es ist in ganz kurzen Merksätzen erfassbar, oder auf sehr nachvollziehbare Weise geschildert und begründet. Worum geht es ihr: um eine neu Form der Arbeit. Arbeit ist unser Leben, es ist das, womit wir die meiste unserer Zeit verbringen, also macht es Sinn darin lebendig zu sein, und vor allem: selbstbestimmt. Sie schreibt provokant und realitätsnah. Es ist kein theoretisches Werk, sondern eine Aufforderung zu beginnen, zu handeln, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen. Wieso? Weil es Sinn macht für sich selbst und für andere. 

Sie differenziert zwischen einem Job, der Karriere und der Berufung. Dabei setzt sie Karriere sehr mit dem Aufstieg innerhalb einer großen beruflichen Organisation gleich. Ich fasse den Begriff weiter, und daher ist meiner Ansicht nach Karriere gerade dann erfolgreich, wenn sie durch die eigene Berufung (der Ambition) genährt ist. Ich bin ganz bei der Autorin, wenn sie schreibt: „Ich bin, was ich tue“. Ihr geht es um die Entwicklung von „Entrepreneurship“, Selbständiges Unternehmertum, das eine unternehmerische Denk- und Handlungsweise beinhaltet, die die Umsetzung eigenen Ideen ermöglicht. Außer guter Ideen bedarf es dafür hinaus: Selbstverantwortung, Selbstorganisation, Selbststeuerung und nicht zuletzt Selbstvertrauen. Der innere Antrieb dafür ist es: zu tun, was man gerne tut. „Erfolgreich ist, wer an Dingen arbeitet, die ihn tief bewegen. (S.71)“. Ihre zentrale Botschaft ist daher: „Liebe, was Du tust!“ 

Die Autorin wird konkret: Sie schreibt über Geld, über den Blick auf Kunden, und sie macht Mut für den ersten kleinen Schritt. Aus ihm ergibt sich der nächste kleine Schritt: handeln, anstatt zu sehr nach dem Idealen zu suchen ist ihr Motto. Mit leidenschaftlichem Interesse an sich selbst, der Welt und der Offenheit und Begeisterungsfähigkeit sich auf den Weg und an die Arbeit zu machen, dazu motiviert die Autorin. Ihr Anliegen ist es: Arbeit zu leben, die dadurch Flow ermöglicht, in er man aufgeht und sie um ihre selbst willen immer wieder gerne tut. 

Gerade für junge Menschen, die sich für eine Anpassung in einer sie nicht erfüllenden Arbeit verbiegen, ist das Buch ein Balsam und ein Mutmacher, um sich auf den eigenen beruflichen Weg zu begeben und Selbstverantwortung für ihr (Arbeits-)Leben zu übernehmen. Das beinhaltet: Falsche Sicherheit loszulassen und stattdessen die Sicherheit in der eigenen Herzensbotschaft zu suchen und sich dem zuzuwenden, was wirklich Spaß macht und dadurch auch die Kraft gibt, die Probleme, die bei jeder Arbeit auftauchen, zu meistern. Sie ermutigt, die eigene persönliche Begabung zu suchen und sich in einen unaufhörlichen Prozess „der Kultivierung und Vervollkommnung (S.145)“ zu begeben. Dies ermöglicht eine Arbeit, die authentisch mit der eigenen Persönlichkeit ist. Zugleich ist sie für andere von Wert: „Der Wert unserer Arbeit besteht in dem, was wir bereit sind, der Welt anzubieten. (S.151)“ 

Wenn ich auf meinen eigenen Erfolgsweg zurückblicke, der 25 Jahre früher als der der Autorin begonnen hat, so kann ich Ihre Thesen und Erfahrungen nur aus vollem Herzen bestätigen: ich habe meinem Herzen vertraut, ich habe das zu meinem Beruf gemacht, was ich noch heute von Herzen gerne tue, ich bilde und entwickle mich unaufhörlich weiter, weil es mir Spaß macht und ich habe mir letztlich einen Beruf geschaffen, den es in mir als Vision gab, doch damals noch nicht in der realen Welt. 

Spaß beim Lesen werden Sie sicherlich haben - Die Handlungskraft und den Mut ihre Begabung zu leben wahrscheinlich ebenso!

Mittwoch, 4. September 2013

Rezension, Kristin Neff: Selbstmitgefühl. Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste Freund werden

 
 
Rezension
 


Kristin Neff
Selbstmitgefühl
 

Wie wir uns mit unseren Schwächen
versöhnen und uns selbst der beste Freund werden
 
Verlag Kailash, München 2012
ISBN:978-3-424-63055-8

 
 
Das eigene Potential zu realisieren und erfolgreich sein zu wollen ist eine starke Motivation. Diesen Weg in der aktiven Auseinandersetzung mit den Erfordernissen beruflichen Feldes zu gehen, schafft Erfolge. Doch dieser Weg ist nicht so eindimensional, wie wir vielfach glauben, oder uns glauben gemacht wird: „geht nicht gibt’s nicht!“ Es gibt immer wieder Hindernisse und Probleme. Diese liegen nicht nur in der eigenen Unzulänglichkeit, sondern auch in äußeren Gegebenheiten. Diese nicht zu sehen, verortet die Ursachen für Misserfolg einseitig in die eigene Person und Misserfolg wird damit Teil des eigenen Versagens oder der individuellen Unzulänglichkeit. 

Wie sehr gerade bei Frauen der Karriereweg von strukturellen Bedingungen in Unternehmen abhängt ist nicht Thema, doch wie diese individuell verarbeitet werden, dazu kann das Buch der amerikanischen Psychologie Professorin Kristin Neff Erhellendes und Nützliches beitragen. 

Fehler zu machen ist menschlich, daraus zu lernen ist die Aufgabe um langfristig erfolgreich zu sein. Um das zu können braucht es eine liebevolle Beobachtung dessen, was geschah. Lag es wirklich in der eigenen Macht das zu ändern? Wenn nicht, gilt es eigene Einflussfaktoren, die gesteuert werden können herauszufinden. Was kann ich in mir verändern? Was sind Stellschrauben in der sozialen Umgebung an denen angesetzt werden kann?  

Frauen fällt das vielfach schwer. Sie verlangen von sich bereits Können, wo es um den Mut des Ausprobieren von Neuem geht. Wenn Sie noch nie geführt haben, wie wollen Sie wissen, ob Sie eine gute Führungskraft sind? Sie können sich dieser neuen Erfahrung nur Aussetzen und aus den dort gemachten Erfahrungen lernen. Lernen gelingt am besten durch eine liebevolle, achtsame Selbstwahrnehmung und eine nicht wertende Beobachtung der Realität. Nicht „wie sie sein sollte“, vor allem nicht „wie Sie selbst sein sollten“ ist das Thema, sondern wahrnehmen, was ist. Nach diesem ersten Schritt der nichtwertenden Wahrnehmung, entdecken Sie Handlungs- und Veränderungsmöglichkeiten. 

Gerade der sehr hohe Anspruch von Frauen an sich selbst ist dabei „ein zweischneidiges Schwert“. Einerseits treibt der eigene hohe Anspruch zu Höchstleistungen. Andererseits verhindert  er so locker bleiben zu können, dass Fehler sein dürfen. Je mehr der eigene Anspruch die Form des Perfektionismus annimmt, umso schwerer ist es, sich spielerisch Neuem zu öffnen und damit noch unerkannte Potentiale zu entdecken, zu erschließen und zu erproben. Um die eigene Ambition voll entfalten zu können, bedarf es immer wieder den Mut sich auf eigene Facetten einzulassen, die noch nicht ausgereift und integriert sind, die eben nicht den perfekten Anspruch erfüllen. Je mehr das Selbstwertgefühl von einem Bild der Perfektion geprägt ist, umso mehr verhindert es die ersehnte Vervollkommnung. Dieses Paradoxon können Sie durch die Entwicklung von Selbstmitgefühl auflösen. Es geht dabei um die Stärkung der eigenen Wurzelkraft, der Fähigkeit innere seelisch-körperliche  Kraftquellen zu erschließen. 

Was genau ist Selbstmitgefühl?  

Der amerikanischen Psychologin und Wissenschaftlerin gelingt es in einem leicht verständlich geschrieben Buch dieses komplexe Thema zu behandeln. Die Quelle des Wissens liegt in der Integration von buddhistischen Weisheiten in die moderne Psychologie, vor allem in den Umgang mit Stress und der Entwicklung von Selbststeuerung und Resilienz. 

Die drei Bestandteile des Selbstmitgefühls (Selfcompassion) schildert Neff ausführlich in drei Kapiteln:

-      Selbstfreundlichkeit (Selffriendliness). Mitgefühl und Freundlichkeit anderen Menschen gegenüber gehört zur sozialen Kompetenz, die vielen Frauen leicht fallen. Doch leider ist es nicht Selbstverständlich, sich so liebevoll zu behandeln, wie andere. Wieso das so ist, erklärt Neff sehr anschaulich.

-      Verbindende Humanität (Connecting humanity). Hier ist das Wissen um das Leiden, das zum Menschsein dazu gehört, zentral. Es geht dabei nicht darum Opfer zu sein, sondern in diesem Wissen sich mit anderen Menschen verbunden zu fühlen und daraus die eigene Selbstwirksamkeit erweitern zu können. Ausführlich beschäftig sie sich mit dem Thema Perfektionismus (s.96 ff)

-      Achtsamkeit (Mindfullness). Wie geht es dieses Wissen und diese Erkenntnis in das gelebte Leben umzusetzen? Dies erklärt sie umfassend und anwendungsnah.  

Wollen Sie darüber hinaus:

-      wissen was der Unterschied von Selbstwertgefühl und Selbstwertschätzung ist?

-      durch einen Test herausfinden, wie intensiv ihr Selbstmitgefühl ausgeprägt ist – sie finden ihn am Ende des Buches

-      fundierte Erkenntnisse über Mitgefühl, Selbstmitgefühl und die Verbindung zu beruflichem und persönlichem Erfolg erhalten? In viele wissenschaftliche Studien finden sie vielfältige Belege und umfangreiche Literaturangaben.

-      Selbstmitgefühl ausprobieren? Sie erhalten durch vielfältige und gut beschrieben Übungen die Möglichkeit auszuprobieren, ob die Praxis des Selbstmitgefühls für Sie eine Bestärkung darstellen kann. Doch auch hier gilt, was bei Sport und allen Übungen mit Körperwahrnehmung zutrifft: Übung macht die Meisterin. 

Viel Freude beim Lesen und Erfahren!

Rezension, Silvia Hess Kottmann: Die Selbsterfindung erfolgreicher Führungsfrauen


Rezension

Silvia Hess Kottmann:
Die Selbsterfindung erfolgreicher Führungsfrauen

Ulrike Helmer Verlag, Sulzbach 2013

ISBN:978-3-89741-325-8

Welche innere Haltung treibt Führungsfrauen hin zum Erfolg? Mit dieser Frage befasst sich die Autorin Dr. rer.pol. Silvia Hess Kottmann. Sie promovierte zu diesem Thema in Gender Studies an der Universität Basel. 

Wie sehen sich die Führungsfrauen und welches sind Ihre Erfolgsgeheimnisse, das erfragte die Autorin in qualitativen Interviews. Das spannende an dieser Studie ist es, dass die Führungsfrauen befragt wurden und uns diese Ergebnisse qualitativ ausgewertet vorliegen. Sie findet acht zentrale Stellschrauben für die Realisierung der eigenen Ambition. Sie alle liegen in der Frau selbst. Sie sind also durch eigene Handlung beeinflussbar, was die Selbstwirksamkeit als einen zentralen Hebel für Erfolg ausmacht. Führungsfrauen sehen sich als selbst bestimmende Akteurinnen ihrer Karriere. Dabei ist ihnen die strukturelle Thematik der „maskulinen“ Führungswelt durchaus bewusst. Die Autorin findet folgende interessante Ansatzpunkte (s.114): 

-      Sich selbst Ursprung sein

-      Grenzen erfahren und überschreiten

-      Im Einklang mit sich sein

-      Sich selbst vertrauen

-      Sich auf dem eigenen Weg unterstützen lassen

-      Zwischen Carpe Diem und konsequenter Karriereplanung

-      Sich reinhängen

-      Als Sololäuferin exponiert sein 

Frauen wollen führen, um etwas zu bewirken. Sie beginnen dabei bei sich selbst. 

Die Autorin zeigt auf, dass die heute erfolgreichen Führungsfrauen den „maskuline Code“ zum Erfolg geknackt haben, ihn durchschauen. Doch sie übernehmen ihn nur dort, wo er für sie zielführend ist. Sie suchen und finden ihre eigenen Wege. Selbstführung ist dafür ein zentraler Ansatzpunkt. Sie waren ihre Eigenständigkeit in ihrem Führungsverhalten auch dann, wenn sie um Unterstützung nachfragen und diese auch annehmen: „I do it my way“.
 
Frauen sprechen sich gegen eine Präsenzkultur aus, in der Effektivität mit Anwesenheit verwechselt wird.

Sie probieren aus und sie suchen sich ihren Weg. Dabei sind sie von der Sinnhaftigkeit ihres Tuns geleitet, oder wie die Autorin schreibt: Erfolgreiche Führungsfrauen folgen ihrem „path with a heart“ und nicht zwangsläufig dem „path to the top“.

Hier entdeckt die Autorin eine Ethik der Anteilnahme und Bezogenheit, die es den Frauen ermöglicht sowohl in Kontakt mit sich, mit anderen, als auch mit ihren Zielen zu sein. Diese Fähigkeit die Komplexität von Führung und Selbstführung zu realisieren, zeigt sich als Schlüssel zu einem sinnerfülltem Erfolg. 

Authentizität und den Mut zu haben, die eigenen Werte zu leben, lässt die Karriere zu einer Realisierung der eigenen Ambition werden. Erfolgreiche Führungsfrauen pflegen die Beziehung zu sich, sie leben keine strikte Trennung zwischen Karriere und Leben und suchen daher in der Art und Weise, wie sie arbeiten den Flow. 

Es ist Aufschlussreich die einzelnen Handlungsschritte nachzuvollziehen, gerade bei Themen wie Grenzen. Sie zu erfahren und sie zu ziehen -  beide Aspekte sind wichtig. Sich diese oder andere Erfahrungen der Führungsfrauen bewusst zu machen und sie dadurch als Rolemodel zu nutzen, um das eigene Handlungsspektrum zu erweitern, ist ein Beitrag, den dieses Buch leisten kann.

 

 

Samstag, 27. April 2013

Rezension, Dorothea Assig und Dorothea Echter: Ambition - Wie große Karrieren gelingen


Rezension


 
Dorothea Assig und Dorothea Echter

Ambition
Wie große Karrieren gelingen

Erstausgabe März 2012

Campus Verlag ISBN 978-3-359-39585-2
 
 
 
Zwei erfahrene Beraterinnen haben ihr professionelles Wissen in diesem Buch zusammengeführt. Sie entwickelten ein Modell, das die Komplexität ihres Wirkens in eine scheinbar einfache Form bringt. Es ist ein dichtes Buch und zugleich sehr anschaulich und nachvollziehbar geschrieben. Von Frauen, die ihre eigene Ambition leben wollen, wird es als unterstützend erlebt, von Profis im selben Kompetenzfeld, wie mir, mit Interesse und Respekt zur Kenntnis genommen.
 

Ambition ist ein energetisches Zentrum, eine immense innere Kraft, eine Quelle des Antriebs. Es ist das, was einen Menschen motiviert, begeistert, was sich schon früh zeigen kann, als ein Bedürfnis nach Selbstausdruck, etwas das zu tun keine Zeitgrenzen kennt. Es ist der innere Motor. Es ist das, was ein Mensch geben will, wofür sie oder er „brennt“. Die Karriere ist das Ergebnis. Allein dies erklären die Autorinnen so  nachvollziehbar und das macht das Buch bereits lesenswert. Denn anders als viele Bücher zu Coaching und Selbstmanagement, geht es den Autorinnen nicht um kleine äußere Rezepte. Sie räumen mit vielen Irrtümern zu Karrierewegen auf.  

Durch die Frage nach der Ambition, erkennen sie den inneren Antrieb in der Person. Sie Fragen nach der Quelle, aus der die Energie sich immer wieder speist, die eine Voraussetzung für ein Gelingen einer großen Karriere ist. Die Quelle, die beharrliches Üben ermöglicht, weil es Sinn macht, gefühlten, erlebten Sinn, der viel Energie freisetzt, den kein Anspruch an sich und kein Druck von außen in der Konstanz erzeugen kann. 

Ihre Arbeit als Beraterinnen beginnt damit, Menschen in Kontakt mit dieser Quelle zu bringen, oder sie darin zu bestärken ihr zu vertrauen. Denn so eine starke innere, antreibende Kraft macht auch Angst, schürt Zweifel: „Bilde ich mir das alles ein?“ Trotz des Zweifels, was die eigene Begabung anbetrifft weiter zu üben, ist ein erster Hinderungsschritt, der überwunden werden will. Zentrale Widerstände und Hemmnisse für Erfolg, verorten die Autorinnen in der Person. Denn Menschen haben nicht nur die Sehnsucht erfolgreich zu sein, sondern eine ebensolche Angst davor. Daher ist ein weiterer Schritt, sich selbst für den Erfolg zu öffnen. Der eigenen Gabe Aufmerksamkeit zu schenken, sie dadurch erfassen, benennen, sich darin üben zu können, das sind weitere Schritte. Doch es gibt immer wieder Krisen, die zu Selbstzweifeln führen. Deren Sinn als Lernfeld zu erkennen und zu nutzten, das bedarf einer kompetenten Begleitung.  

Sich eine angemessene Bühne für das eigenen Können zu suchen, sich in ein Umfeld zu begeben, das die Kompetenz sieht, achtet und zugleich herausfordert, sind weitere Stationen. Diese müssen Maßgeschneidert für die Ambition gesucht und gestaltet werden. Denn so individuell, wie die eigene, einzigartige Begabung ist, so sehr ist der Weg der einer Pionierin, eines Pioniers. Der Weg der Karriere ist nicht vorgezeichnet, er muss gesucht werden. 

Die Autorinnen differenzieren weiter die Dimensionen: Karriere aufbauen, stabileren und die Vollendung. Auch in diesen Dimensionen wirken die vier Ebenen ineinander: die Stabilisierung der Psyche, Positive Resonanz erzeugen, die eigene Bühne schaffen und das Können (weiter) zu entwickeln. Es ist ein komplexer Prozess, der immer wieder eine neue Ausrichtung bedarf, jedoch nicht linear verläuft. Es ist ein Wachstums- und Entwicklungsprozess, der sich entfaltenden persönlichen Begabung und Reifung einer Person, in einer sich wandelnden Außenwelt. 

Natürlich sehen wir im Alltag immer wieder erfolgreiche Menschen, die öffentlich sichtbar wurden, auch ohne innere Vorbereitung. Doch es gibt viele, deren Karriere stockt, die sich nicht heraus wagen und solche, die sich damit überfordern. Gerade dort wo wir Karriere sehen können, vor allem im Showbusiness oder in der Politik, gibt es immer wieder Menschen, die daran scheitern, bzw. deren Scheitern wir sehen. Gründe sind, dass sie den Erfolg nicht halten können, weil sie zu einsam darin sind, weil die Spannung zwischen der „normalen Alltagsperson“ und der „erfolgreichen öffentlichen Person“ ein unüberbrückbares Spannungsfeld bilden. Die Folgen sehen wir an einem „abheben“, an ihren Suchtproblemen oder gar Suiziden.
 
Erfolg braucht eine solide innere psychische Basis. Es ist ein Fundament, das Schritt für Schritt entwickelt wird, um die einzigartige Begabung in eine erfolgreiche Karriere zu transformieren, die die Person halten und genießen kann. 

Die Autorinnen beleuchten auf 300 Seiten, die vielfältigen Aspekte ihres Modells gründlich. Deutlich wird: es geht bei der erfolgreichen Karriere sowohl um Handeln, als auch um Reifen – denn je tiefer die Wurzeln in die eigene Persönlichkeit hineinreichen, umso intensiver braucht es Zeit bis die einzelnen Themen erlebt, erfahren, entwickelt sind. Dieses Buch ist ein sehr Besonderes, weil es tiefgründig und zugleich handlungsleitend ist. Vor allem aber, weil es Komplexität nicht vereinfacht und trivialisiert, sondern Mut macht, sich dem Leben zu stellen und die eigene Ambition schrittweise zur Entfaltung zu bringen.